Unser Lockdown – und die Geschichte vom Dorftrottel

Es schien, dass die Welt sich seit dem 17. März langsamer drehte und teilweise auch stillstand. Nicht nur meine Praxis war vereinsamt, auch meine webpage «bockte» und hat den Geist aufgegeben, beiden wurde wieder Leben eingehaucht.

Die rigorosen Massnahmen der Bundesräte und der weltweiten Verantwortlichen waren für alle wohl ein grosser Schrecken und gleichzeitig auch die Möglichkeit für eine Zeit aus einem eng getakteten Tageslauf auf ein besinnliches Tempo herunter zu schalten. Kreativität und Spontanität hatten wieder Platz in unserem Leben.

Gedankenmeere überfluteten uns und natürlich haben uns die Medien geradezu mit Info-Futter gemästet. Lasst uns nicht denkfaul sein und uns die Urteile und Meinungen anderer aufzwingen. Es war und ist wichtig, dass wir unsere eigene Meinung bilden, indem wir Informationen und Dinge hinterfragen und aus anderen Blickwinkeln beleuchten.

Vielleicht gab uns dieser Stillstand im Aussen auch die Möglichkeit herauszufinden, was im eigenen tiefsten Inneren zählt, was uns berührt und was uns wichtig ist.

Universelle Werte wie Güte, Liebe und Menschlichkeit durften wieder in den Mittelpunkt rücken. Und wir haben schmerzlich erfahren, was es bedeutet, ohne die uns nahestehenden Liebsten zu sein. Menschliche Nähe ist ein Grundbedürfnis und das Fleisch und Blut unseres Daseins. Besonders viele Likes, Freunde und Follower in den sozialen Medien ersetzen nicht eine tröstende Umarmung, einen kraftspenden Händedruck, einen liebevollen Blick und persönliche direkt an uns gerichtete Worte.

Die Lockerungen werden immer ausgedehnter und es scheint die «Lebens-und Wirtschafts-Mühle» dreht sich wieder mit Karacho. Ach könnten wir nur die erlebten Werte von Achtsamkeit und Gewahrsam mit in die nun wiedereinsetzende hektische Zeit hinüberretten. Es liegt an uns selber dafür Sorte zu tragen. Und nicht nur für uns und unsere Familie und Freunde, bitte, bitte denkt auch an die Natur und alle anderen Lebewesen.

Es gibt die Geschichte von Hansheiri, dem Dorftrottel. Immer montags am Stammtisch spielten die Leute aus dem Dorf dasselbe Spiel mit ihm. Sie legten ein Frankenstück und eine 50 Rappenmünze auf den Tisch und fragten Hansheiri. «Welches Geldstück willst du haben» – immer wollte Hansheiri den Halbfränkler haben und alle lachten ihn aus. Bis sich eines Tages einer aus der Dorfgesellschaft erbarmte und Hansheiri erklärte, dass ein Einfränkler doppelt so wertvoll ist, wie ein halber Franken. Hansheiri schmunzelte und sagte: «Ja, sicher – aber wenn ich den Einfränkler nehme, spielen sie nicht mehr mit mir… «

Vielleicht ist das ein Denkanstoss, wie wir mit unserer Umwelt und unseren Ressourcen umgehen sollten, bescheidener sein, dafür aber lange davon zehren können.

Ich wünsche Euch verrückte Ideen, kreative Momente, den Blick fürs Schöne, Herzenswärme und Seelenfrieden und das Wichtigste – anhaltende Gesundheit.

Herzlich

Barbara Simeon

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